REICH ODER ARM, BERÜHMT ODER UNBEKANNT – DIE GESICHTER SANSIBARS
Die letzte Buchhandlung
Der Fernsehjournalist Farouk Karim ist der Besitzer der letzten Buchhandlung Sansibars. Ein großes Literaturzentrum ist es zwar nicht, aber der Geruch von Papier und ruhige Intellektualität sind hier noch immer zu spüren.
Warum er Buchhändler wurde? „Von meinem Vater habe ich gelernt, dass man mit Büchern und Journalismus seinen Lebensunterhalt verdienen kann.“ Doch als junger Mann hatte Farouk Karim andere Träume. „In den 80er-Jahren wollte jeder Seemann werden“, erinnert er sich. Er schwänzte den Militärdienst, heuerte stattdessen auf einem Frachter an, kam im griechischen Piräus an, verdiente etwas Geld, lebte über ein Jahrzehnt im Ausland, sah seine Ehe in Toronto scheitern, kehrte nach Sansibar zurück, heiratete erneut – und blieb. Viele Männer seiner Generation erzählen hier eine ähnliche Geschichte.
Der heute 60-jährige Karim verkauft seit 30 Jahren Bücher, Schreibwaren und Zeitungen. Und wie sein Vater, der in den frühen Unabhängigkeitsjahren für BBC und Reuters berichtete, ist Karim als ITV-Korrespondent zu einer lokalen Medienberühmtheit geworden. Als Vorsitzender des Sansibar-Medienausschusses ist er an der Ausarbeitung neuer Mediengesetze beteiligt. Unter Präsidentin Mama Samia, sagt er, hätten sich die Dinge zum Besseren gewendet. Karim führte Sansibar auch in die Confederation of African Football, was ihm wahrscheinlich die meisten Fans einbrachte.
Gedruckte Zeitungen, alle, jeden Tag. Karim hat sie. The Citizen, The Mail, The Guardian … und natürlich Ostafrikas renommierte Wochenzeitung The East African, die in den 80er Jahren gegründet wurde und immer noch erscheint. Die internationale Presse, Vogue oder Time Magazine? „Die bekommt man hier nicht“, sagt er, „der Import wäre viel zu teuer.“ Genossen kommen vorbei, um über das Tagesgeschehen zu diskutieren. Männer, die leise sprechen und lesen, sind Karims Kunden.
Karims Laden ist weder das gemütliche Sammlerparadies von Notting Hill noch ein Barnes & Nobles, er hat nicht einmal ein Schild draußen. Was sind seine Bestseller? Schulbücher, Lehrbücher und inspirierende Bücher, sagt Karim. Bücher dieser Art wie „Wie man Geld verdient“ oder „Wie man ein Kleid näht“.
Leider kein Tom Ford hier, keine Zadie Smith, aber Abdulrazak Gurnah, der sansibarische Literaturnobelpreisträger, ist mit seiner ersten Swahili-Übersetzung „Peponi“ zu haben. Der berühmte Schriftsteller kam sogar vorbei, um Karim zu begrüßen, und brachte ein Verkaufsplakat mit. Aber Zeit zum Reden habe er nicht gehabt, sagt der Buchhalter.
Masomo-Buchladen
Marktstraße, Darajani